ICE statt Bummelbahn: Innovationen benötigen Tempo
CDU-Politikerin Katja Leikert, Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Hanau, war einmal mehr Gast bei Evonik im Industriepark Wolfgang.
Gemeinsam mit einer Delegation von Stadtverordneten überzeugte sie sich von der Innovationskraft verschiedener Bereiche am Standort. Auch der geplante Abbau von Arbeitsplätzen kam zur Sprache.
Zunächst stand das chemische Recycling im Fokus, das Experten aus dem Geschäftsgebiet Catalysts an einem Beispiel erläuterten: Deutschland gilt als „Abfallsammel-Weltmeister“ – aber beim Kunststoffrecycling stoßen wir an Grenzen. Chemisches Recycling ist eine wichtige Ergänzung zum mechanischen Recycling, da dabei Polymere in Monomere aufgespalten werden können. So entstehen neue Kunststoffe aus Abfällen, die heute mechanisch nicht wiederverwertbar sind.
Die Katalysatoren von Evonik ermöglichen es, Kunststoffe aus Verbraucher- oder Industrieabfällen in ihre Monomere zu zerlegen, zu reinigen und daraus neue Kunststoffe wie PET herzustellen. Dieses Verfahren birgt enormes Potenzial: Allein in Deutschland besteht der Haushaltsmüll, der derzeit größtenteils verbrannt wird, zu etwa 5 bis 10 % aus PET-Abfällen.
Derzeit herrscht jedoch noch Unklarheit bezüglich der Regularien für chemisches Recycling, insbesondere hinsichtlich Technologieoffenheit und Recyclingquoten im Rahmen des Kreislaufwirtschafts- und Verpackungsgesetzes. "Eine unvoreingenommene Klärung der Regularien ist dringend erforderlich, um das volle Potenzial des chemischen Recyclings zur Defossilierung auszuschöpfen, Investitionsbereitschaft zu fördern und langfristige Investitionssicherheit zu gewährleisten," betont Laborleiter Stephan Hagspiel.
Im Labor für elektrochemische Prozesse stellte Verfahrens-ingenieur Patrik Stenner anschließend verschiedene Projekte vor, an denen er mit seinem Team arbeitet. Zum Beispiel an der Rückgewinnung von Lithium aus Akkus, der Abtrennung von Mikroplastik aus Abwasser oder das Recycling von Rohstoffen mittels Elektrodialyse. „Mit dem Einsatz von Strom können chemische Prozesse stattfinden, die deutlich weniger CO2 generieren, zudem können weitere Prozess-komponenten eingespart werden“, sagt Stenner. Die Elektrifizierung von Verfahren ist damit ein wichtiger Baustein für die grüne Transformation und damit für eine künftig klimaneutrale Chemie.
Standortleiterin Kerstin Oberhaus fasste zusammen: „Im Industriepark Wolfgang setzen wir konsequent auf Innovationen, die nachhaltige Lösungen für die Transfor-mation der chemischen Industrie schaffen. Von der Entwicklung neuer Verfahren und Produkte bis zur nachhaltigen Gestaltung des Standorts. Was wir dabei dringend benötigen, ist die Unterstützung der Politik. Regularien können Innovationen unterstützen oder durch komplizierte Auflagen bremsen. Wenn Genehmigungen weiterhin lange auf sich warten lassen und Verordnungen komplexer werden, sind wir im Wettbewerb benachteiligt.“
Besonders im Hinblick auf die geplante Reduzierung von Stellen sei es essenziell, dass die Innovationskraft hoch bleibt und kontinuierlich gefördert wird: „Als Politik ist es gerade jetzt unsere Aufgabe, die Rahmenbedingungen zu schaffen, unter denen die Wirtschaft wieder Raum für Wachstum hat“, so Leikert abschließend.